Ursprung in Graubünden (Schweiz)
Die Familie Nadig stammt ursprünglich aus dem schweizerischen Kanton Graubünden. Der Name ist erstmals um 1450 in Davos belegt. Im 16. und 17. Jahrhundert finden sich Nadigs auch in anderen Teilen Graubündens, wie dem Prättigau, und außerhalb, etwa im Kanton St. Gallen. Um 1650 wanderten Nadigs aus dem Dorf Stürvis nach Flums aus. Alt-eingesessene Familien des Namens leben bis heute in Davos, Lantsch/Lenz, Tschiertschen, Flums und Mels. Der Name Nadig geht vermutlich auf das althochdeutsche gnädig zurück, also auf einen Beinamen für eine freundliche oder gütige Person. In Graubünden waren die Nadigs Teil der deutschsprachigen Bevölkerung und gehörten zur reformierten Konfession. Genealogisch lässt sich eine Linie bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen, etwa über Hans Nadig (* ca. 1530), dessen Urenkel Laurentz Nadig (* 1618) in Davos geboren wurde und dort Dorothea Knopf heiratete. Es ist bemerkenswert, wie sich in dieser Linie über mehrere Generationen hinweg der soziale und konfessionelle Zusammenhalt erhalten hat, was für die schweizerischen Verhältnisse jener Zeit nicht selbstverständlich war. Die relative politische Eigenständigkeit der Drei Bünde (Vorgänger des heutigen Graubünden) und die Migrationsbewegungen innerhalb der Schweiz begünstigten die Entstehung eigenständiger Familienlinien.
Auswanderung nach Rheinland-Pfalz im 17. Jahrhundert
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam es zur gezielten Ansiedlung von Schweizern im entvölkerten Gebiet der Pfalz. Zwei Söhne von Laurentz Nadig verließen Graubünden und ließen sich im heutigen Rheinland-Pfalz nieder:
- Johannes Nadig (* ca. 1650) ging nach Monzingen an der Nahe. Er heiratete 1672 Anna Margaretha Lauffersweiler und starb 1715 in Monzingen. Er gilt als Stammvater der Monzingener Linie.
- Johann Martin Nadig (* 1656) ging nach Odernheim am Glan. Dort heiratete er um 1680 Anna Sara Eckstein und verstarb 1715. Er ist Begründer der Odernheimer Linie.
Beide Bewegungen fügen sich in den historischen Kontext: Nach dem Dreißigjährigen Krieg war die Pfalz stark entvölkert, während in den alpinen Regionen wirtschaftliche Not herrschte. Die Nadigs fanden in den reformierten Gemeinden der Pfalz religiöse und soziale Anschlussfähigkeit. Darüber hinaus kann angenommen werden, dass sie mit anderen auswandernden Familien in losem Kontakt standen, sodass eine gewisse Netzwerkwirkung bestand. Die gezielte Anwerbung von Siedlern durch lokale Fürsten, wie etwa die Rheingrafen oder die Herrschaft Pfalz-Zweibrücken, bot Einwanderern Land, Steuervergünstigungen und den Schutz ihrer Glaubensfreiheit. Diese Rahmenbedingungen schufen einen attraktiven Anreiz für Familien wie die Nadigs, sich dauerhaft in der neuen Heimat niederzulassen.
Ansiedlung und Leben in Monzingen und Odernheim
In Monzingen wurde Johannes Nadig 1672 als Ehemann einer Einheimischen erstmals greifbar. Seine Nachfahren erscheinen ab Beginn des 18. Jahrhunderts in den Kirchenbüchern. Johann Adam Nadig, *1736, ist ein direkter Nachkomme dieser Linie. Er heiratete 1762 Anna Elisabetha Wagner und starb um 1809. Seine Familie war vermutlich im Weinbau oder der Landwirtschaft tätig. Die Monzingener Kirchenbücher dokumentieren zahlreiche Taufen, Trauungen und Todesfälle der Familie, was auf eine kontinuierliche Präsenz im Ort schließen lässt.
In Odernheim am Glan war Johann Martin Nadig aktiv. Sein Sohn Johann Georg Nadig (* 1680) war Erbbeständer der Ölmühle in Odernheim. Ein Pachtvertrag aus dem Jahr 1756 nennt ihn als Betreiber einer Ölmühle mit einem jährlichen Zins von 3 Gulden. Daraus geht hervor, dass sich die Familie dort wirtschaftlich etabliert hatte. In der Folgezeit finden sich in Odernheim Hinweise auf weitere Nadigs, die in Mühlen, im Handwerk oder im Kleinhandel tätig waren. Die Möglichkeit, eine Erbmühle zu betreiben, stellte ein soziales Aufstiegsinstrument dar. Es sicherte nicht nur ein geregeltes Einkommen, sondern brachte auch Ansehen innerhalb der Dorfgemeinschaft.
Soziale Stellung und Konfession
Die Nadigs gehörten in beiden Orten dem bäuerlich-bürgerlichen Stand an. In Monzingen überwog der Bezug zum Weinbau, in Odernheim war der Beruf des Müllers bedeutend. In beiden Orten blieb die Familie reformiert. Taufen, Trauungen und Begräbnisse fanden nach reformiertem Ritus statt. Die religiöse Kontinuität belegt die Verwurzelung der Familie in ihren jeweiligen Gemeinden. Besonders in Odernheim lässt sich eine intensive kirchliche Einbindung nachweisen: Mitglieder der Familie Nadig tauchen nicht nur als Eltern und Paten auf, sondern auch als Taufzeugen und Mitglieder der Kirchengemeinde. In einer Zeit, in der das kirchliche Leben das soziale Gefüge wesentlich prägte, ist dies ein bedeutsames Indiz für die lokale Verankerung der Familie. Auch soziale Mobilität durch Heiraten in andere angesehene Familien, etwa die Wagners oder Ecksteins, ist mehrfach dokumentiert.
Verbreitung und Namensherkunft
Der Name Nadig ist in Deutschland selten. Die Träger in Rheinland-Pfalz lassen sich direkt auf die Einwanderung aus der Schweiz zurückführen. In der Schweiz ist der Name häufiger, besonders in Graubünden. Dort ist die mundartliche Form „Nadig“ als Variante von gnädig überliefert. Die Monzingener und Odernheimer Linien stehen also genealogisch und sprachlich klar in der Tradition Graubündens. Diese Form der lautlichen Entwicklung ist typisch für das Oberrätoromanische bzw. das lokale Walserdeutsch, das im Raum Davos gesprochen wurde. Die Familiennamen aus dieser Region lassen sich über Onomastik und Dialektkunde klar abgrenzen. Die Familie Nadig ist somit ein gutes Beispiel für die Verbindung von Sprachentwicklung, Migration und konfessioneller Kontinuität im mitteleuropäischen Raum.
Ahnenforschung ist spannend und bietet eine Reise in die eigene Geschichte.
Fast 500 Jahre zurück liegt der Ursprung eines Teiles meiner Familie.
- Quellen und Literatur:
- Perret, 1950: Erwähnung von Nadig in Davos, Prättigau und Flums.
- FamNB-CH 2, 1311: Altverbürgerte Nadigs in Davos, Lantsch/Lenz, Tschiertschen, Mels.
- Tschugmell 1957: Nadigs in Balzers (Liechtenstein).
- Geneal-Forum.ch, Diskussion zur Linie Nadig Davos – Monzingen.
- Manuskript von Werner und Helene Bentz zur Familie Nadig.
- Pfälzisches Mühlenlexikon: Ölmühle in Odernheim, Erbbestand Georg Nadig.
- Ortsfamilienbücher Monzingen und Odernheim.
- Evangelische Kirchenbücher Monzingen (Taufbuch 1736, Heiratsbuch 1762).
- Pfarrerbuch Rheinland-Pfalz (Erwähnung Maria Magdalena Nadig).
- Schweizer Namensdatenbanken, historische Namenskunde zu „Nadig“.